Freigängerkatzen

Autor: Ralf Da (Facebook)

Argumente gegen die Freigängerhaltung

ÖKOLOGISCH

 

- Es gibt knapp 15 Mio. [2022: mind. 16,7 Mio.; Anm. d. Red.] Hauskatzen in deutschen Haushalten, von denen der überwiegende Teil als Freigänger gehalten werden. Dazu kommt eine enorme Zahl an herrenlosen Streunern. Die Hauskatzen mit Besitzern töten nicht aus Hunger, sondern folgen ihren Instinkten. Nach Schätzungen des NABU reißen Hauskatzen in Deutschland pro Jahr zwischen 20 und 100 Millionen Vögel, wobei der NABU dazu tendiert, den oberen Bereich der Schätzung als wahrscheinlich anzunehmen. Durch die Hauskatze sterben alleine in Deutschland mehr Vögel, als durch die illegale Vogeljagd im gesamten Mittelmeerraum.

Hauskatzen reißen aber nicht nur Vögel, sondern alle Arten von Kleintieren, schlicht alles, was sie bewältigen können. Spitzmäuse, Siebenschläfer, Bilche, Reptilien und Amphibien, Mauswiesel, Jungigel, [Fledermäuse, junge Eichhörnchen, Feldhasen und Wildkaninchen], halt alles, was ihnen vor die Krallen kommt.

 

- Hauskatzen reißen keineswegs nur Jungvögel oder kranke Tiere. Die Hauskatze ist ein hervorragender Jäger, vor dem kein Beutetier sicher ist. [Als Lauerjäger braucht sie allenfalls viel Geduld!]

 

- Hauskatzen sind nicht Bestandteil unserer Natur. Sie stammen auch nicht von der heimischen Wildkatze ab, sondern von der afrikanischen Falbkatze. Hauskatzen unterliegen nicht dem Räuber-Beute Schema. Anders als unsere wilden Prädatoren werden sie gefüttert, zum Tierarzt gefahren und haben im Winter ein warmes und sicheres Plätzchen. Sie vermehren sich unabhängig vom Nahrungsangebot in der Natur. Man kann die Hauskatze ergo nicht mit heimischen Prädatoren vergleichen.

 

- Die heimische Wildkatze ist der Hauskatze zwar sehr ähnlich, jedoch beansprucht ein Wildkatzenpaar ein Revier von bis zu 1000 Hektar. Auf der gleichen Fläche leben in urbanen Gegenden tausende von Hauskatzen. Der Jagddruck von Haus- und Wildkatze lässt sich ergo nicht vergleichen. Zusätzlich sind bereits ca. 5% unserer heimischen Wildkatzen durch die Verpaarung mit Hauskatzen bastardisiert. Die Hauskatze ist also auch eine Gefahr für unsere heimische Wildkatze.

 

- Die Rolle der Hauskatze als Schädlingsbekämpfer hat heute keine Bedeutung mehr. Früher wurden Feldfrüchte auf Scheunenböden oder in Schuppen gelagert, wo Mäuse und Ratten erhebliche Schäden angerichtet haben. Heute hat keine Maus oder Ratte mehr eine Chance, an die Ernte zu kommen. Die wird in Silos oder hermetisch angeschlossenen Lagerräumen gelagert. Im Privatbereich spielt die Hauskatze als Schädlingsbekämpfer ebenfalls keine Rolle. Die wenigen "schädigenden" Maus- und Rattenarten haben eine derart hohe Vermehrungsrate, dass der jagdliche Einfluss der Hauskatze keine Relevanz für die Bestände hat. Möglicherweise werden diese Mäuse und Ratten heimlicher, so dass der Gartenbesitzer sie nicht mehr so oft sieht, aber der Bestand an sich wird nicht verringert. Ganz im Gegenteil zu den geschützten Mausarten, die durch die Hauskatze erhebliche Bestandseinbußen hinnehmen müssen. Ein großer Feind und erfolgreicher Jäger unserer Wühlmäuse sind übrigens Spitzmäuse und Mauswiesel. Beide werden aber von der Hauskatze ebenfalls gerissen. Hauskatzen sind also für die Schädlingsbekämpfung in gewissem Maße sogar kontraproduktiv.

 

- Hauskatzen sind nicht die Hauptschuldigen am Artensterben. Aber sie sind ein nicht unbedeutender Faktor. Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass Hauskatzen schon immer frei herumlaufen konnten. Denn heute steht eine stagnierende oder gar wachsende Zahl an Katzen einer immer kleiner werdenden Zahl an Wildtieren gegenüber. Vögel finden z.B. in der Natur immer weniger Nistplätze und weichen auf die Gärten und Parks in der Nähe der Menschen aus. Und dort werden sie von Hauskatzen erwartet und dezimiert. Das Argument "früher war das auch kein Problem" passt auch auf alle anderen schädigenden Einflüsse. Ob Verkehr, Glasscheiben, Landwirtschaft, Insektensterben etc. alles war früher kein Problem für die Wildtiere weil diese noch genügend Lebensraum und Nahrung hatten. Die Summe aller Faktoren bedingt das Artensterben und jeden einzelnen müssen wir minimieren so weit das möglich ist.

 

 

GESELLSCHAFTLICH

 

- Hauskatzen sind die einzigen Haustiere, die frei herumlaufen können und dabei auch fremde Grundstücke durchstreifen. Dabei jagen und töten sie auf diesen Grundstücken Wildtiere, für deren Schutz und Erhalt der Grundstücksbesitzer Kosten und Mühen aufgebracht hat in Form von Futterstellen, Naturgärten, Totholzhaufen, Nistkästen etc.

 

- Hauskatzen verkoten auf fremden Grundstücken Rasenflächen, Sandkästen für Kinder, Saat- und Blumenbeete und beschädigen diese durch das verscharren des Kotes.

 

- Der Schutz des eigenen Grundstückes und der darin lebenden Wildtiere gegen fremde Hauskatzen ist nur unvollständig möglich und ebenfalls mit z.T. hohen Kosten und Mühen verbunden.

 

 

TIERSCHUTZ UND TIERWOHL

 

- Hauskatzen können sehr gut im Haus gehalten werden. Wenn der Besitzer sich ausreichend um sein Tier kümmert und sich mit ihm beschäftigt, kann auch der Jagdtrieb befriedigt und das Tier ausgelastet werden. Jeder Tierhalter ist dafür verantwortlich, dass er sich in ausreichendem Maße um sein Tier kümmert. Auch Freigängerkatzen können an ein Leben im Haus gewöhnt werden, ohne dass sie leiden. Es bedarf halt Anfangs mehr Mühe und Arbeit. Zig tausende Hauskatzen in Privathaltung und Tierheimen werden auch drinnen gehalten ohne dabei zu leiden. Das gilt auch für ehemalige Freigänger.

 

- Hauskatzen können auch im gesicherten Freigang gehalten werden. Dabei muss der Hauskatzen-Besitzer halt sein Grundstück so umzäunen, dass die Hauskatze dieses nicht verlassen kann. Es ist nicht mehr wie Recht, dass der Hauskatzen-Besitzer Kosten und Mühen aufwendet, um sein Tier auf seinem Grundstück zu halten, und nicht der Nachbar, um zu verhindern dass fremde Hauskatzen auf sein Grundstück gelangen oder dort an Futterstellen räubern.

 

- Statt einer Umzäunung des gesamten Grundstücks, kann man auch eine Voliere in Form eines Wintergartens anbauen, halt nur mit Draht statt mit Glas. Dafür gibt es im Internet zahlreiche Beispiele.

 

- Wer sich nicht ausreichend um sein Haustier kümmern kann, keine Zeit, Geld oder Möglichkeit hat, es so zu halten, dass es leben kann ohne zu leiden und ohne Wildtiere zu gefährden oder in den Garten der Nachbarn einzudringen, der darf sich halt kein Haustier anschaffen. 

 

- Hauskatzen leben draußen gefährlich. Sie laufen andauernd Gefahr, überfahren, erschossen, vergiftet, gestohlen oder misshandelt zu werden. Es ist mit Tierliebe unvereinbar, sein Haustier ständig diesen Gefahren auszusetzen, dabei billigend in Kauf zu nehmen, dass das Tier getötet oder verletzt wird.

 

- Hauskatzen sind Lauerjäger, keine Ausdauerjäger wie Haushunde. 

Es geht also nicht um „Auslauf“ sondern Auslastung. 

Kurz: Die Hauskatze braucht drinnen Sachen zum Gucken, Belauern und „Jagen“. 

Dann wird sie auch zufrieden sein.

Klar ist das dann Aufwand; nicht weniger als beim Haushund.

 

Gesetzeslage:

Freigängerhalter machen sich strafbar, indem sie gegen § 44 BSchG (Bundesnaturschutzgesetz) verstoßen.


(Quelle: § 44 Vorschriften für besonders geschützte und bestimmte andere Tier- und Pflanzenarten: https://www.gesetze-im-internet.de/bnatschg_2009/__44.html)